Venedig 23.-24. September 2017 Aufruf an die europäischen bürgerbewegungen für die verteidigung von territorien, umweltgerechtigkeit und demokratie

22 / 7 / 2017

Seit mehr als tausend Jahren ist die Stadt Venedig ein Symbol für das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur; ihre Magie entsteht und lebt von der außergewöhnlichen Verbindung zwischen dem Künstlichen und der Natur, zwischen Stein und Wasser, zwischen Stadt und Lagune.

Ernsthaft bedroht wird dieses fragile Gleichgewicht durch die Maschinerie des Massentourismus; und einer ihrer schlimmsten Aspekte sind die Mega-Kreuzfahrtschiffe:  überdimensional große, umweltverschmutzende Schiffe, welche die Unversehrtheit der UNESCO-Welterbe-Stadt bedrohen. Es sind schwimmende Symbole der Arroganz der multinationalen Konzerne und der Korruption einer Politikerklasse, welche persönlichen Profit  über den Schutz des Gemeinguts stellt.

Aber Venedig lebt, im Gegensatz zu dem, wie die Kreuzfahrtgesellschaften, der Verkehrsminister Del Rio, die Hafenbehörde und der Bürgermeister Brugnaro die Stadt gerne hätten.

Seit vielen Jahren kämpft die Stadt mithilfe der Bürgerbewegung „Comitato No Grandi Navi – Keine grossen Schiffe“ gegen die Durchfahrt dieser Monster durch die Lagune – mit besonderer Betonung auf die gesamte Lagune – und gegen mögliche Grabungen neuer Kanäle in derselben (vergleichbar mit dem Bau einer Autobahn in einem Naturschutzgebiet).

Bei den zuständigen Institutionen herrscht totales Chaos! In den letzten Jahren wurden verschiedene Projekte vorgestellt, gegen die die Bürgerbewegung mit allen Mitteln opponiert hat und die von der VIA-Kommission (Kommission zur Bewertung von Umweltauswirkungen) allesamt abgelehnt worden sind.

Nichtsdestotrotz bestehen der Verkehrsminister, die Hafenbehörde und der  Bürgermeister auf der Präsentation zweiter Projekte - absurde und zerstörerische Hypothesen, deren Ziel es ist, die  Mega-Kreuzfahrtschiffe in der Lagune zu behalten: das Projekt Kanal Vittorio Emanuele, das vorsieht, einen alten, seit mehr als 30 Jahren ungenutzten Kanal aus dem Jahr 1925 in doppelter Breite und Tiefe auszuheben, um die Kreuzfahrtschiffe erneut in der Stadt ankommen zu lassen, sowie ein Projekt für neue Anlegestellen für die großen Kreuzfahrtschiffe im Industriegebiet des Hafens von Marghera. Zudem gibt es die Hypothese einer gemischten Lösung aus den beiden oben beschriebenen Projekten.

Beide Projekte würden Grabungen von mehr als 6 Millionen Kubikmetern verunreinigtem  und umweltverschmutzendem Schlamm erfordern und bergen außerdem das Risiko chemischer Unfälle durch die Durchfahrt der Kreuzfahrtschiffe durch Zonen (Industriegebiet des Hafens von Marghera), die Zivilschutzplänen und der Seveso-Richtlinie unterliegen.

Beide Projekte hätten negative Auswirkungen auf gewerbliche und Handels-Geschäfte im Hafen von Marghera und im Kanal Malamocco-Marghera.

Beide Projekte wurden bereits in der Vergangenheit präsentiert und von einer Riesenwelle  ablehnender Expertisen und Meinungen von Technikern verschiedenster Behörden und Institutionen hinweggespült.

Beide Projekte würden neue zerstörerische Auswirkungen auf das empfindliche  Ökosystem der Lagune haben.

Die Bürgerbewegung „No Grandi Navi“ wird sich mit ganzer Kraft gegen diese neuerlichen Schandtaten wehren und wie immer sagen: große Kreuzfahrtschiffe raus aus der Lagune!!

Unsere Lagune wurde bereits in ein anderes großes, unnützes und zerstörerisches, öffentliches Bauvorhaben involviert, welches vor allem einen unendlichen Strudel an Bestechungsgeldern und Korruption verursacht hat: das MOSE-System!

Venedig ist eine einzigartige Stadt, das steht fest; sie ist aber gleichzeitig auch ein globales Symbol.

Wir wünschen uns, dass unsere Stadt für zwei Tage zum Resonanzboden wird für all jene Widerstandskämpfe unserer heutigen Zeit, die in Italien und in Europa für die Verteidigung der Territorien, für  ökologische Gerechtigkeit und Basisdemokratie ausgefochten werden.

Es gibt mehr als genug unnütze und gefährliche Projekte, aber zugleich fehlt es auch nicht an wundervollen Beispielen des Widerstands: gekämpft wird gegen Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecken, gegen den Bau von Flughäfen, gegen Bohrungen und die Erdölindustrie, gegen Boden-, Luft- und Wasserverschmutzung, gegen die Zubetonierung der Landschaft, gegen die spekulative Ausnutzung von Erdbeben und anderen Naturkatastrophen, gegen den Kohleabbau und die  Bergwerksindustrie und gegen vieles mehr.

Gekämpft wird also in der Tat auch für ein Entwicklungsmodell, welches Klimagerechtigkeit und eine andere Vorstellung von Gesellschaft beinhaltet, welches den Willen der Bewohner der betroffenen Gebiete respektiert und nicht nur die Profitgier und politische Berechnung derjenigen, die diese Gebiete ausbeuten wollen und sie dadurch zerstören.

Am 18. Juni 2017 haben wir eine selbstorganisierte Volksabstimmung durchgeführt. In 9 Stunden haben mehr als 18.105 Personen teilgenommen: ein überwältigender Erfolg, über den in allen nationalen und internationalen Medien berichtet wurde, als Beispiel für direkte Basisdemokratie! 17.874 Personen haben mit Ja gestimmt für eine Verbannung der großen Kreuzfahrtschiffe aus der Lagune und für ein Verbot neuer Grabungen in der Lagune.

Am 23. und 24. September erwarten wir Euch daher in Venedig, um uns zu treffen, uns auszutauschen, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln und um zu handeln, denn von hier kann ein neuer europäischer Zyklus des Widerstand ausgehen.

PROGRAMM

23. September 2017

       h. 15.00: S.a.L.E. Docks – Magazzini del Sale

Workshop and Plenary Session

„Verteidigung von Territorien, Umweltgerechtigkeit, Demokratie“

24. September 2017 – von 15 bis 21 Uhr

Canale della Giudecca und Kanalufer

Action Day! Blockade!

Wir blockieren die Mega-Kreuzfahrtschiffe! Wir fordern ökologische Gerechtigkeit für alle Territorien in Europa!

COMITATO NO GRANDI NAVI - LAGUNA BENE COMUNE

Um teilzunehmen, schreiben Sie bitte eine E-mail:  [email protected]