Weiderstandsfähiger als Diamanten: Außeinandersetzungen mit der Polizei in Vicenza auf der Goldmesse

22 / 1 / 2024

„Die Anwesenheit Israels auf der Goldmesse in Vicenza ist inakzeptabel“: Mit diesen Slogans haben die Centri sociali del Nord – Est am Samstag den 20. Januar eine Demonstration einberufen, die öffentlich das Ziel der Blockade des Pavillons erklärte (die ihre Absicht öffentlich bekanntmachte: das israelische Pavillon zu blockieren). An dem Umzug, der am Parkplatz in Via Rossi, in der nähe des Centro Sociale Bocciodromo startete, nahmen über 500 Menschen aus der gesamten Region und dem Rest Italiens teil. Die Demonstranten öffneten das Tor in der Via Arsenale, um in Richtung Messegelände zu gelangen. Hier wurden sie mit zwei Polizeieinsätzen und Wasserwerfern gestoppt. Fünf Menschen wurden verhaftet und mehrere verletzt. Im Nachhinein gruppierte sich der Umzug neu und kehrte zum Konzentrationsort zurück, um an der nationalen Nachmittagsdemonstration der palästinensischen Gemeinde teil zu nehmen.

Der Slogan „Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit, es gibt keinen Frieden unter Besetzung“, der während der gesamten Demonstration geschrien wurde, fasst einen Tag voller politischer Bedeutungen zusammen. „Mit der heutigen Demonstration zeigen wir, dass wir gemeinsam mit dem palästinensischen Volk und an Seite der unterdrückten Völker des gesamten globalen Südens widerstehen“, sagen die Demonstranten und bekräftigen damit den universellen Wert der Solidarität mit dem palästinensischen Volk. In den letzten Monaten gab es Demonstrationen in der ganzen Welt, die sich gegen israelische Handelsinteressen richteten: Boykottkampagnen; Blockaden der Häfen, in denen ZIM, die israelische Reederei, tätig ist; Streiks gegen Produktionsstandorte, die in unterschiedlicher Form miteinander verbunden sind, aufgrund der ständigen Unterdrückungen und Massaker der palästinensische Bevölkerung. „Eine direkte Äußerung dieser Interessen auf unserem Territorium zu haben stellt eine wichtige Gelegenheit dar, nicht nur weiterhin die Verbrechen Israels und die Mitschuld eines großteils der internationalen Gemeinschaft anzuprangern, sondern auch ein Maß an Mobilisierung aufzubauen, dass der Eskalation entspricht, die wir im Nahen Osten erleben.“ sagen die Demonstranten.

Am Mikrofon der Aktivisten wurden die vielfältigen Gründe dieser Mobilisierung erklärt. Im israelischen Pavillon werden Diamanten verkauft, ein Industriesektor, in dem Israel weltweit führend ist. Dieser Sektor zählt zu den größten Vermögenswerten der israelischen Kriegswirtschaft: „Die Erlöse aus diesem Sektor unterstützen direkt den Völkermord in Gaza und die brutale Gewalt, die das palästinensische Volk in der Westbank erlebt“.

Die Verbindung zwischen der Unterstützung des palästinensischen Widerstandes und dem Kampf gegen den globalen Krieg prägt die gesamte Veranstaltung: „Wir sagen seit einiger Zeit, dass das zentrale Thema der globale Krieg ist, dass er ein konstitutives Element in der aktuellen Neuordnung des Kapitalismus ist.“ Der Konflikt, der Palästina seit 75 Jahren quält, ist das Sinnbild des zeitgenössischen Krieges, insbesondere in der völligen Asymmetrie der Kräfte auf dem Feld. Aber was in den letzten Monaten passiert ist, eröffnet neue Szenarien, in denen sich der Krieg in allen Bereichen unserer Existenz, in der politischen sowie der öffentlich-zivilen Narrative, beginnt wieder zu etablieren.“

Vicenza erlebt jeden Tag diesen Zustand, wegen der Präsenz der amerikanischen Militärbasis, weshalb die Stadt selbst in den letzten Jahren soziale Antikörper entwickelt hat, die Antimilitarismus zu einem immer aktuell-bleibendem Thema gemacht haben. „In dieser Stadt gab es vor einigen Jahren Widerstand von Tausenden von Menschen gegen die „neue“ Militärbasis Dal Molin, was uns klar machte, dass der Krieg nicht so weit von uns entfernt ist, sondern direkt vor unserer Haustür beginnt. Dank dieses Kampfes haben wir neue Interpretationen entwickelt, um uns eine Welt vorzustellen, in der Frieden sich mit sozialer- und Klimagerechtigkeit, mit der Befreiung von Militarregimen, mit der Notwendigkeit neue Demokratieformen zu erreichen, verflechtet“. 

Die heutige Aktion zielt darauf ab, politische Bewegungsräume zu öffnen: „Wenn wir völlig davon ausgehen, dass wir uns auch in unseren Umgebungen innerhalb der Mechanismen des Krieges befinden, müssen wir verstehen, wie wir diese Mechanismen an jedem möglichen Ort „überwinden“ können. Wir müssen diskutieren, uns organisieren, gegen die Orte vorgehen, an denen der Krieg produziert wird, gegen diejenigen, die ihn wirtschaftlich unterstützen, gegen diejenigen, die am Krieg beteiligt sind“.

Durch die Kombination radikaler Praktika und klarer Slogans, öffnet die heutige Demonstration einen Weg: Es ist möglich, Konfliktdynamiken aufzubauen, die darauf abzielen, in dieser politischen Phase eine echte Wirkung zu erzielen.

Übersetzung: Luisa Longobucco.